Sicherheit

VirusTotal – Ein Blick auf die Plattform und ihre Seriosität

VirusTotal ist eine Online‑Dienstleistung, die von Google unterstützt und von der Firma VT‑Security betrieben wird. Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 hat die Plattform Millionen von Dateien, URLs und anderen digitalen Artefakten analysiert und damit eine zentrale Anlaufstelle für Sicherheitsforscher, Unternehmen und Privatnutzer geschaffen. In diesem Artikel schauen wir uns an, was VirusTotal eigentlich macht, wie die Ergebnisse zustande kommen, welche Datenschutz‑ und Sicherheitsaspekte beachtet werden müssen und ob die Plattform wirklich seriös ist.


1. Was ist VirusTotal?

VirusTotal ist ein sogenannter „Multi‑Scanner“. Wenn ein Nutzer (oder ein Unternehmen) eine Datei hochlädt oder eine URL eingibt, wird dieser Input gleichzeitig von einer Vielzahl von Antiviren‑Engines, Web‑Scanner‑Tools und Sicherheits‑Plattformen geprüft. Aktuell nutzt VirusTotal über 70 unabhängige Engines – darunter bekannte Namen wie McAfee, Symantec, Kaspersky, Bitdefender und viele weitere. Neben den klassischen Antiviren‑Scannern werden auch heuristische Analysen, Malware‑Sample‑Recherchen und sogar statische Code‑Analysen durchgeführt.

Ergebnis des Scans:

  • Eine Liste von Ergebnissen, die jede Engine liefert („infiziert“, „nicht infiziert“, „suspicious“, „clean“ usw.).
  • Meta‑Informationen zur Datei (SHA‑1, SHA‑256, MD5‑Hash, Dateigröße, MIME‑Typ).
  • Historische Daten: Wann wurde die Datei erstmals analysiert? Hat sie schon einmal einen anderen Scanner als „schadhaft“ erkannt?

📊 Die Daten werden nicht nur angezeigt, sondern sind auch öffentlich einsehbar – jeder kann sich das Ergebnis eines beliebigen Samples anschauen, sofern die Datei nicht manuell von VirusTotal entfernt wurde.


2. Funktionsweise im Detail

2.1. Upload‑Prozess

  • Datei‑Upload: Der Nutzer lädt die Datei direkt über das Web‑Interface oder über die API hoch. Der Upload ist verschlüsselt (HTTPS), sodass die Daten im Transit geschützt sind.
  • Hash‑Berechnung: Sobald die Datei im System ist, wird der SHA‑256‑Hash berechnet. Dieser Hash dient als eindeutige Kennung.
  • Schneller Vergleich: Falls die Datei bereits in der Datenbank existiert, kann VirusTotal das Ergebnis sofort aus dem Cache ausgeben. Das spart Rechenzeit.

2.2. Scanning

  • Multi‑Engine‑Auslösung: Jede Antiviren‑Engine erhält die Datei in ihrer eigenen Umgebung (Container). Die Engines laufen gleichzeitig – das Ergebnis wird innerhalb von Sekunden (je nach Engine) geliefert.
  • Heuristik & Sandbox‑Analyse: Für verdächtige Dateien führt VirusTotal zusätzliche Untersuchungen durch: Ausführen in einer Sandbox, Analyse der Verhaltensmuster, Aufspüren von Rückverbindungen usw.

2.3. Ergebnis‑Darstellung

  • Das Interface zeigt die Ergebnisse als farblich gekennzeichnete Balken an. Die meisten Benutzer sehen einen schnellen Überblick: „0 erkennbar“ – „2 erkennbar“, „12 erkennbar“ usw.
  • Unterhalb gibt es Detailinformationen zu jeder Engine. Man kann die einzelnen Signaturen einsehen, was besonders für Forscher interessant ist.

3. Datenschutz‑ und Sicherheitsaspekte

3.1. Datenverarbeitung

  • Public‑Accessibility: Die meisten Analyse‑Ergebnisse sind für jeden frei einsehbar. Das bedeutet, dass auch potenzielle Angreifer einen Blick auf die Eigenschaften einer Datei werfen können.
  • Anonymität: VirusTotal erlaubt anonymes Hochladen, jedoch werden die IP‑Adresse des Nutzers im Log festgehalten. Für kritische Untersuchungen empfiehlt sich daher die Nutzung eines VPN‑Dienstes.

3.2. Datenaufbewahrung

  • Die Plattform speichert die hochgeladene Datei so lange, bis ein Nutzer sie explizit löscht oder ein Systemadministrator sie entfernt. Bei sehr großen Dateien (z. B. > 4 GB) kann die Aufbewahrungszeit begrenzt sein.

3.3. Rechtliche Rahmenbedingungen

  • VirusTotal ist im Rahmen der GDPR (EU‑DSGVO) registriert. Der Dienst bietet Datenschutzerklärungen und hat die Möglichkeit, personenbezogene Daten zu entfernen.
  • Für kommerzielle Nutzer gibt es ein kostenpflichtiges API‑Paket mit erhöhter Privatsphäre‑Option (z. B. „private” Scans, bei denen die Ergebnisse nicht öffentlich zugänglich sind).

4. Vor- und Nachteile – Ist VirusTotal seriös?

VorteileNachteile
Breite Engine‑Abdeckung – Bis zu 70 Antiviren‑Mikro‑Engines gleichzeitig.Überfüllung von Daten – Viele Engines geben „nicht erkannt“ aus, was die Interpretation erschwert.
Schnelle Ergebnisse – In der Regel < 30 Sekunden.Keine absolute Sicherheit – Eine Datei kann von allen Engines sauber bewertet werden, dennoch bösartig sein.
Open‑Source‑Community – Daten werden frei geteilt, Forscher profitieren.Datensichtbarkeit – Ergebnisse sind öffentlich; sensible Dateien können im Hintergrund analysiert werden.
Kostenfrei für Einzelnutzer – Für den Großteil der Nutzer ausreichend.API‑Kosten – Für große Datenmengen oder automatisierte Prozesse fallen Gebühren an.
Transparenz – Der komplette Hash‑Wert und Metadaten sind sichtbar.Komplexität – Für Laien schwer zu interpretieren, welche Engine zuverlässig ist.

Seriosität?
Die Antwort ist eindeutig: Ja, VirusTotal ist seriös – zumindest in dem Sinne, dass es einen etablierten, technisch robusten Dienst bietet, der von Google unterstützt wird und auf einer großen Anzahl von unabhängigen Antiviren‑Engines basiert. Die Plattform erfüllt die Standards von Sicherheit, Datenschutz und Transparenz. Dennoch sollten Nutzer sich bewusst sein, dass ein einzelner Scan keine 100 %ige Garantie gegen Malware darstellt und dass die öffentliche Zugänglichkeit ein Risiko für hochsensible Daten darstellt.


5. Praktische Tipps für die Nutzung

  1. Mehrere Quellen prüfen – Ergänze VirusTotal mit anderen Online‑Scannern (z. B. Hybrid Analysis, Any.Run) und lokalen Antiviren‑Programmen.
  2. Verwende die API – Für Unternehmen lohnt sich die API, die schnellere und programmierbare Analyse bietet. Die kostenpflichtige Version erlaubt private Scans.
  3. Behalte die IP‑Privatsphäre – Nutze VPN oder Tor, wenn du keine IP‑Verfolgung willst.
  4. Bewerte die Ergebnisse kritisch – Wenn mehrere Engines „infiziert“ melden, ist das ein starkes Indiz. Bei 0‑Erkennungen prüfe den Kontext (Dateigröße, Herkunft, Signatur).
  5. Lösche sensible Dateien – Sobald die Analyse abgeschlossen ist, lösche das Sample, wenn es nicht mehr benötigt wird.

6. Fazit

VirusTotal bleibt ein unverzichtbares Werkzeug in der Bedrohungsanalyse. Durch die Kombination von über 70 Antiviren‑Engines, heuristischen Analysen und einer offenen Community liefert es schnelle und umfassende Informationen über potenziell gefährliche Dateien. Die Plattform ist technisch solide, transparent und durch Google‑Unterstützung zusätzlich legitim. Dennoch gibt es wichtige Einschränkungen: Die öffentliche Sichtbarkeit der Ergebnisse, die Möglichkeit, dass bestimmte Arten von Malware nicht erkannt werden, und die Notwendigkeit, Daten mit Bedacht zu behandeln.

Kurz gesagt: VirusTotal ist seriös, aber kein Allheilmittel. Für einen umfassenden Schutz sollte es Teil einer ganzheitlichen Sicherheitsstrategie sein – ergänzt durch Endpoint‑Security, Firewalls, regelmäßige Updates und ein Bewusstsein für Phishing‑Risiken. Mit dieser Einstellung kann jeder Nutzer – sei es ein Unternehmen, ein IT‑Experte oder ein interessierter Laie – die Vorteile von VirusTotal voll ausschöpfen, ohne die Risiken zu unterschätzen.

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